Blick gegen Süden. Anna Bühler-Risch BERNER PRÄGUNG UND BARFUSSWEG Von Katharina Nüesch Der Hof Coms liegt an einer scharfen Rechtskurve unterhalb des Dorfes Urmein am Heinzenberg im Domleschg. Vor dem Stall steht ein kleines Holzhäuschen unmittelbar an der Strasse. Darin ist Anna Bühler im Winter jeweils samstags anzutreffen, wenn Touristen ins Skigebiet von Tschappina hinaufkurven. Die Bäuerin verkauft dann Selbstgemachtes an Passanten: Brote und Zopf aus Gran-Alpin-Mehl, Linzer- und Nusstorten, Guetzli, Müesli oder Eier. Jetzt, im Hochsommer, fahren nur wenige Autos den Berg hinauf. Dafür kämpfen sich Velofahrer Richtung Glaspass, vorbei an Haus und Stall. Ihnen fällt das Schild «Hofladen» auf und sicher der Garten, der sich bergwärts öffnet und den Blick auf den Piz Beverin schmückt. Der Hof Coms liegt stra- tegisch günstig, zirka auf halbem Weg zum Pass. Eine Pause unter dem Quittenbaum, ein kühles, durstlöschendes Getränk und ein Schwatz mit der Bäuerin bieten sich also an. Anna Bühler ist eine lebhafte, fröhliche Person mit vielen Ideen und grossem Tatendrang. In ihrem Garten blüht es kunterbunt, nebenan gackern die Hühner, und eine Truppe Laufenten schnattert vorbei. Wer genauer hinschaut, sieht, dass der Garten strukturiert angelegt worden ist: Die Beete sind mit Buchs eingefasst, ein Rondell mit Rosenbäumchen bildet die Mitte. Nicht gerade typisch für einen Bündner Berggarten! «Ich habe im Bernbiet ein landwirt- schaftliches Praktikum gemacht und war faszi- niert von den dortigen französisch geprägten Bauerngärten mit ihren Buchseinfassungen», er- zählt Anna Bühler. Als die Weinbauerntochter aus der Bündner Herrschaft nach Urmein heiratete und ihren eigenen Garten anlegte, musste darum Ausflug der Laufenten. Anna Bühler-Risch hat einen speziellen Bauerngarten. Buchs mit hinein. Vor zwei Jahren ist die Raupe des Buchs- baumzünslers auch in Annas Garten angekommen. «Als Pro- blem würde ich sie nicht bezeichnen, eher als Mehraufwand. Wir versuchen sie abzulesen oder mit einem kräftigen Was- serstrahl abzuspritzen.» DIE GEDANKEN SIND FREI Gemüse und Blumen spriessen in munterer Mischkultur, in vielen Farben, Formen – ganz nach Lust und Laune, was Anna gefällt und schön in der Kombination ist. Ein Hochbeet liefert früh bis spät im Jahr Salat und Gemüse für den Fami- lientisch. Anna Bühler mag es, auf kleinem Raum verschie- dene Blumen zu haben: Rosen, Sonnenhut, Rittersporn, Phlox – vor allem rosa, violette und blaue Töne haben es ihr angetan. Wenn die Rudbeckien im Spätsommer im Sonnen- licht leuchten und die Früchte der Apfelbäume rote Bäcklein zeigen, findet sie das wunderschön: «Der Garten ist für mich Frieden, Ruhe und Erholung. Hier kann ich die Gedanken schweifen lassen.» Und dann ist da noch ein Barfussweg. Der wurde für Gäste angelegt, die in der Ferienwohnung des Wohn- hauses logieren. Beim Gang über Wollziest, Kies, Holz, Wiese und durchs Wasser können sie die Sinne an- regen. Und dabei den Duft der Blumen, das Gackern, Schnattern und Jubilieren der Vögel sowie das prächti- ge Panorama geniessen. F O T O S : K A T H A R I N A N Ü E S C H B I O T E R R A 5 / 2 0 1 9 15