DAS GESPRÄCH Plattenwege, Gemüsegarten. Und natür- lich ganz viele Beerenstöcke. Nicole Egloff erinnert sich, wie die Mutter jeweils frühmorgens oder spätabends noch rasch die Beeren ernten ging. Andererseits war der damalige Garten doch auch schon verhältnismässig naturnah, mit einem Biotop und einhei- mischen Sträuchern. Helen wollte ihre beiden Kinder, Nicole und deren jüngeren Bruder, mit gesunden Früchten und Gemüse aus eigenem Anbau versorgen. Zur Hochzeit hatte sich Helen das Standardwerk «Biogarten» von Marie- Luise Kreuter gewünscht. Das sei ihre Bibel gewesen, so, wie darin beschrieben, aber auch geprägt durch ihre zwölf Jahre ältere Schwester, die im biologischen Gartenbau in der Romandie eine Pionierin war, habe sie zu gärtnern versucht. Hatten Sie, Nicole Egloff, Ihr eigenes Gartenbeet? Nicole Egloff Ja, im schattigsten Bereich vom ganzen Garten. (Beide lachen.) Meine Mutter wollte wohl die produk- tivsten Flächen für sich! Ich half aber immer sehr gern in ihrem Gemüse- garten mit. Vor allem das Ausgraben der Kartoffeln, das Suchen nach den Knollen – das habe ich geliebt. Helen Häberli: Das mit dem schattigsten Beet: Mir war es als Kind nicht anders ergangen. Ich musste mich sogar mit einem Stück ausserhalb des Gartenzauns begnügen. Du hast dafür auch viele Pflanzen im Haus gezogen. Nicole Egloff: Ja, aus allen möglichen Kernen. Eine selbst gezogene Orangen- pflanze begleitete mich viele Jahre. Das Anziehen aus Samen habe ich wahr- scheinlich bei dir gesehen. Du hast Tomatensetzlinge selbst gezogen, obwohl du letzthin gesagt hast, dass du das erst durch mich entdeckt hast. Das stimmt nicht. Ich erinnere mich genau an deine so gezogenen Tomatenstöcke. Helen Häberli: Das stimmt, das hatte ich vergessen. Aber dass ich so viele verschiedene Sorten habe – das hat schon mit dir zu tun. Nicole Egloff: Damals hatten wir einfach die üblichen roten Tomaten, wie man sie in den 1980er-Jahren anpflanzte. Heute hast du Samen von rund 35 Sorten. Das Wissen über Sortenvielfalt ist heute allgemein viel grösser als damals. Nicole Egloff hat während 15 Jahren bei Pro Specie Rara im Bereich Kommu- nikation gearbeitet und in dieser Funktion unzählige Artikel über alte Sorten, Sortenerhalt, Saatgutvermeh- rung, aber auch andere gärtnerische Themen verfasst. Das Wissen, das sie HELEN HÄBERLI, 70, stammt aus einer Bauernfamilie im Kanton Thurgau. Sie wollte als Kind Gärtnerin werden, wie sie in einem Aufsatz in der 5. Klasse schrieb. Sie wurde dann aber Pflegefachfrau, das Gärtnern blieb ihr grosses Hobby. Seit 1985 lebt sie im Kanton Aargau und widmet sich seit ihrer Pensio- nierung noch intensiver ihrem Garten. Seit zwei Jahren engagiert sie sich ausserdem im Vorstand des Naturschutz vereins Würenlingen. F O T O S : G A P - P H O T O S , I D I H Ä B E R L I | B I O T E R R A 5 / 2 0 2 2 21