S L O W G A R D E N Der Garten besteht aus verschiedenen Gartenzimmern, die je nach Jahres- und Tageszeit sowie den Bedürfnissen der Familie genutzt werden können. Ein prächtiger Natternkopf am Rande des Kiesplatzes. Vo n S a n d ra We b e r Manche Gärten gleichen Kriegsschauplätzen. Da wird ge- mäht, gespritzt, gehackt und geputzt – Knochenarbeit, die nicht selten zu Verdruss und Rückenschmerzen führt, insbe- sondere, weil der Kampf mit der Natur jeden Frühling von Neuem beginnt. Peter Richards Garten hingegen ist eine Oase des Friedens. Und das, obwohl er nicht nur ihm und seiner Frau, drei Kin- dern, zwei Katzen, einer Deutschen Dogge und einem Rudel Meerschweinchen Lebensraum bietet. Sondern auch einer Vielzahl einheimischer Tier- und Pflanzenarten. Denn selbst- verständlich hat Peter Richard als Inhaber des grössten Na- turgartenbauunternehmens der Schweiz um sein Haus am Rande von Matzingen einen wunderbaren Naturgarten ange- legt. Und er hegt ihn mit beneidenswerter, unerschütterlicher Gelassenheit. Wer ihn betritt, wird vermutlich als Erstes über einen Ball oder eine Luftmatratze stolpern. Zwischen den Ritzen der Treppe scheint ebenso Wildwuchs zu herrschen wie auf den Kiesflächen rund ums Haus. Blumenbeete gibt es hier keine, stattdessen stösst man an allen möglichen Orten auf Karden, Nachtkerzen und Natternköpfe. Was in manchen Augen viel- leicht unordentlich, ja fast etwas chaotisch anmuten mag, hat Peter Richard ganz bewusst so inszeniert. «Ein Garten ist ein lebendiger Organismus mit einem ganz eigenen Rhyth- mus. Statt ihn zu bekämpfen, versuche ich, mich seiner Dy- namik anzupassen und so wenig wie möglich einzugreifen», erklärt er. «Die eine oder andere Ecke überlasse ich sogar ganz der Natur. Ich finde es spannend, zu beobachten, was sich dort ohne mein Zutun entwickelt.» Übrigens bei Weitem nicht nur Brennnesseln, obwohl auch die in einem Naturgar- ten als Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen geschätzt sind. «Aber diese Weide, die sich hier angesiedelt hat, werde ich rausnehmen», Peter Richard zeigt auf die verwilderte Ecke neben der Treppe zum Gartenpavillon, «sonst bekommt unser neuer Apfelbaum hier vorne zu wenig Licht.» VERSCHIEDENE GARTENZIMMER ANLEGEN So wenig wie möglich also, aber so viel wie nötig eingreifen, Wildwuchs unter Aufsicht sozusagen, könnte das Motto für Familie Richards Garten lauten. Wer die blühende Pracht sieht, kann kaum glauben, dass er erst vier Jahre alt ist. Nur der mit Wildfruchthecke, Wasser-Schwertlilien und Blutwei- derich gesäumte Schwimmteich, der gewissermassen das Herz des Gartens bildet, war beim Kauf des Hauses schon da. Zufälligerweise war er von Peter Richards Firma für den Vor- besitzer angelegt worden. Den restlichen Garten hat Peter Richard neu gestaltet, um ihn ganz den Bedürfnissen seiner Familie anzupassen. Entstanden ist eine wunderbare Kom- 22 B I O T E R R A 1 / 2 0 1 5