G lück hat, wer an der Bözberg-Südseite aus dem Ei schlüpft. Ganz egal ob als Vogel, Rau- pe, Florfliege oder Hummel. Denn hier er- wartet ihn das Paradies. Am Dorfrand von Villnachern hat die Gartenfachfrau und Bioterra-Kursleiterin Claudia Ebling auf 2800 m2 einen naturnahen Lebensraum mit unzähligen Kleinstrukturen geschaffen. Er erstreckt sich vom Feuchtbiotop direkt hin- ter dem Haus über Trockenmauern, Kiesplätzchen, Tot- holzhaufen und Wildfruchthecken bis zur artenreichen Magerwiese mit alten Obstbäumen am Siedlungsrand. Auf Schritt und Tritt begegnet man blühenden Stauden. Denn Claudia Eblings Garten soll einheimischen Lebewe- sen nicht nur Unterschlupf und Nistgelegenheiten, son- dern vor allem auch Nahrung anbieten. Letzteres gehe nämlich allzu oft vergessen, sagt Claudia Ebling: «Wild- bienennisthilfen hängen mittlerweile fast in jedem Gar- ten. Noch wichtiger aber wäre eine vielfältige Bepflan- zung, welche den Tieren durch die ganze Saison Pollen und Nektar anbietet. Zudem bräuchte es mehr Nistplätze für bodenbrütende Arten.» Die Gartenfachfrau hat sich intensiv mit den rund 600 einheimischen Wildbienenar- ten befasst. Sie versucht, in ihrem Garten eine möglichst grosse Bandbreite an einheimischen Wildstauden anzu- bieten, damit der Tisch für alle reichlich gedeckt ist – auch für diejenigen Wildbienen, welche auf ein paar wenige Pflanzenarten der gleichen Gattung angewiesen sind, wie die Natternkopf-Mauerbiene oder die Glockenblumen- Scherenbiene. Aber man findet bei ihr auch nicht einhei- mische Stauden: Hauptsache, sie seien robust und werden von Insekten besucht, sagt Claudia Ebling, ein grosser Fan von Allium, Wildrosen und Päonien. NATURNAHER GARTEN Ein Paradies für Wildbienen, Florfliegen, Igel, Vögel und Eidechsen. Von Sandra Weber Gartenfachfrau und Bioterra-Kursleiterin Claudia Ebling. PARADIES FÜR INSEKTEN Eine Auswahl ganz besonders nektar- und pollenreicher Pflanzen hat sie in ihrem sogenannten Insektengärtchen gesammelt. Hier sind die Pflanzen sogar beschriftet, um Besucherinnen und Besuchern die Orientierung zu er- leichtern. Geschwungene Wege führen an kleinen und grossen, bekannten und weniger bekannten Stauden vor- bei. Flockenblumen, Ochsenaugen, Habichtskraut, Akelei, verschiedene Lauchsorten, Königskerzen, Rainfarn, Ska- biosen, Glockenblumen, Salbei und Aufrechter Ziest sind in den säuberlich mit Cortenstahlbändern gesäumten Beeten anzutreffen. «Das schafft optisch eine schöne Grenze zwischen Wegen und Bepflanzung. Bei aller Liebe zur Natur mag ich es doch, wenn eine klare Struktur er- sichtlich ist», erklärt Claudia Ebling. Beim jüngsten Gartenteil liess sie den Humus abtragen und mit Wandkies auffüllen, um einen sonnigen, nähr- stoffarmen Trockenstandort zu schaffen. «Mein Boden ist lehmig und eher fett. Viele Pflanzen, die ich wegen der Insekten gern gehabt hätte, fühlten sich darin einfach nicht wohl», erklärt sie. Nun blühen in diesem Kiesbeet Stauden wie Färber-Wau Reseda luteola – extra für die Reseden-Maskenbienen – Färberkamille, Rosmarinblätt- riges Weidenröschen, Disteln, Mannstreu, Fenchel, Nat- ternkopf, Steinbrech und Kriechendes Seifenkraut, die alle schon im ersten Jahr dankbare Nektarabnehmer gefunden haben. | B I O T E R R A 4 / 2 0 2 3 19