F r ü h l i n g s g a r t e n «Selten kann man über eine so lange Zeit beobachten, wie sich ein Ort und seine Pflanzungen wandeln und verändern.» Dekorationen beim Hauseingang des Ehepaars Waldesbühl. Von Sandra Weber ürzlich hat jemand geklingelt und angeboten, meinen Garagenplatz zu kärchern», erzählt Eduard Waldesbühl. «Ich habe ihn freundlich, aber be- stimmt weggeschickt.» Auch bei ihm komme ja manchmal der Ordnungs- sinn durch. «Aber warum darf ein Platz nicht grün sein?» Er liebe das flauschi- ge Moos in den verschiedensten Grün- tönen, das sich in den Ritzen der Pflastersteine und Treppenstufen breitgemacht hat. «Das ist doch viel schö- ner als nackter Stein!» Dass sich Eduard Waldesbühl an wildem Moos er- freut, war nicht immer so. Als er mit seiner Frau Elisabeth 1981 in das Einfamilienhaus in Hausen am Albis zog, liess das Paar den Garten im Stil der damaligen Zeit anlegen: Rasen, ein paar Sträucher und ein Verbund- steinweg, der schnurgerade – «wie eine Autobahn», sagt Eduard Waldesbühl – an Haus und Tür vorbei zum Sitz- platz führte. Lange hatte der Finanzchef und ehemalige Gemeindepräsident wenig Musse für die Grünfläche ums Haus. Immerhin habe er damals explizit einheimische Gehölze wie Ulme, Hasel, Pfaffenhütchen, Liguster, Fel- senbirne, Kornelkirsche und Feld-Ahorn pflanzen lassen. Dort konnte er dann immer öfter Vögel und Insekten beobachten, die sich an den Blüten und Beeren erfreuten. Und freute sich mit. «Einmal sagte ein Gärtner zu mir, wenn ich diese Hecke im Griff haben wolle, müsse ich dringend anfangen zu jäten», erzählt Eduard Waldes- bühl. Aber er habe nur gelacht. «Ich wollte die Hecke gar nicht ‹im Griff› haben. Dann hätte ich ja Thuja pflanzen können. Ich fand es spannend, was dazwischen an Wild- blumen und Sämlingen wuchs.» Kurz nach dem Einzug ins Haus wurde ausserdem ein grosser Teich angelegt und mit Seerosen, Schilf und Seggen bepflanzt. Glücksgriff mit Naturgärtner Anfangs war man ganz zufrieden. An heissen Tagen machte Eduard Waldesbühl gar Köpfler in den Teich – zum Entsetzen seiner Frau. «Aber eigentlich nutzten wir ihn viel zu selten.» Zudem sei der Teich nicht nahe genug am Haus gewesen, erinnert sich Elisabeth Waldesbühl. «Vom Sitzplatz her war er kaum zu sehen, und wir konn- ten ihn nur über die feuchte Wiese erreichen, die beim | B i o t e r r a 2 / 2 0 2 5 17