GARTENWISSEN Von Carmen Hocker Besonnen und ruhig wirkt Brunhilde Bross-Burkhardt im Gespräch über ihr neu erschienenes Buch «Mein Garten im Winter». Dabei ist «Einwintern» ein Thema, das ihr Naturschützerblut ganz schön in Wallung bringen kann und wiederholt auch zu Diskussionen mit einer Nachbarin führte: «Vor allem dann, wenn sie vor dem Winter wieder einmal alle Stauden bodennah zurückschnitt, und auf meinen Hinweis, dass sie mit dem radikalen Abräumen den Tieren Lebensraum nehme, entgegnete sie, sie hänge für die Vögel doch ein Futterhaus auf.» Diese Art von Er- satznatur ist für Brunhilde Bross-Burkhardt eine falsch verstandene Naturliebe. Ein Anliegen ihres Buches ist es denn auch, Zusammenhänge aufzuzeigen und gewohnte Sehweisen infrage zu stellen. Was man kenne und verste- he, sei man auch eher bereit zu schützen, ist sie überzeugt. So erklärt sie im Kapitel Naturschutz, welche Kleinstruk- turen Unterschlupf und Lebensraum für die heimische Fauna bieten (Hecken, Ast- und Steinhaufen) und warum man auch im Siedlungsraum grüne Korridore und wilde Ecken und Streifen schaffen sollte. ZEIT FÜR MUSSESTUNDEN Für Brunhilde Bross-Burkhardt ist der Winter eine Zeit, in der sie den Garten in Ruhe beobachten kann ohne den Druck, etwas tun zu müssen. Dann nimmt sie alles inten- siver wahr als in den arbeitsreichen Sommermonaten – mit Raureif überzuckerte Samenstände, die charakteristische Rinde eines Baumes oder die bizarre Wuchsform eines Strauches. Überhaupt sei der Winter die ideale Zeit, um einen Garten zu planen oder seine Struktur zu überden- ken. «Ohne Laub sieht man das Grundgerüst besser und erkennt, wo Lücken sind.» Beim Entwickeln des Buchkon- zeptes war es der Autorin wichtig, nicht nur einzelne Be- reiche eines Gartens anzusprechen, sondern den gesam- ten Umschwung zu berücksichtigen: Staudenrabatten, Gemüsebeete, Gehölze, Hecken und kleine Flächen, die oft ungenutzt bleiben oder mangels Ideen zugepflastert werden. ECKPFEILER DER GESTALTUNG Einer der Stolpersteine bei der Gartenplanung sei, «dass man sich zu wenig Gedanken über die endgültige Grösse und Wuchsform der Pflanzen macht. «In meinem Buch gebe ich Anregungen dazu, sich vor der eigentlichen Pla- nung Wissen über jene Pflanzen anzueignen, mit denen man liebäugelt», erklärt sie. Konkret heisst das: Welche Standortansprüche haben sie an Boden und Licht, wie entwickelt sich ihr Habitus im Laufe der Jahre und wie lange dauert es, bis sie sich voll entfalten? Die Konzent- ration auf wenige Gehölzarten liessen einen Garten har- monischer wirken. Schön sei es auch, wenn sich Nachbarn einer Reihenhaussiedlung auf eine einheitliche Hecken- pflanze einigen könnten. Brunhilde Bross-Burckhardts Brunhilde Bross-Burkhardt, Autorin des Buches «Mein Garten im Winter». Auf die Beeren der Weidenblättrigen Zwergmispel fliegen Amseln. F O T O S : G A P - P H O T O S , I D I H Ä B E R L I B I O T E R R A 7 / 2 0 2 0 33