Rosenbusch

Wurzelnackte Rosen pflanzen

Obwohl sie optisch weniger zu bieten haben als Containerrosen, gibt es eine Menge Gründe, Wurzelnackte den Containerrosen vorzuziehen. Mit unserer Anleitung ermuntern wir Sie, Rosen sorgfältig auszuwählen und sie wurzelnackt im Herbst zu pflanzen.

Text: Jochen Elbs-Glatz
Illustrationen: Delia Dittli

(Dieser Artikel wurde in der September/Oktober-Ausgabe der Zeitschrift «Bioterra» veröffentlicht.)

Wurzelnackt klingt verletzlich, schutzbedürftig, heischt Hin- und Zuwendung. Wurzeln müssen es dunkel und feucht haben, weiss jede Biogärtnerin, jeder Biogärtner, und Nacktes sollte bedeckt werden, in den allermeisten Fällen. Die Containerrose tritt dagegen blühend auf, allzeit bereit, manchmal etwas zerbeult, aber unzerstörbar, wie ein Übersee-Container. Wieso soll man sich der permanenten Verfügbarkeit entziehen und die Pflanzzeit freiwillig auf Herbst und Frühjahr beschränken?
Es sei vorausgeschickt: Alle Containerrosen waren einmal wurzelnackte Okulanten, ehe sie aus ökonomischen Gründen in Töpfe gesetzt wurden, um über die ganze Vegetationszeit, auch in Blüte, zur Pflanzung bereitzustehen. Wurzelnackte Rosen und andere Gehölze bekommt man als Wurzel und Sprossgerüst, ohne Blätter, ohne Blüten, und darf gespannt sein, wie sie wachsen, ihre Blätter entfalten und ob sie im ersten Jahr schon zur Blüte kommen.

Die wurzelnackte Rosenpflanze

Okulierte oder auf andere Weise veredelte Pflanzen bestehen aus einer Unterlage, die die Wurzeln bildet, und der Edelsorte, die das oberirdische Erscheinungsbild prägt. Rosen werden zumeist auf einjährige Sämlinge okuliert. Dazu wird im Juli am Wurzelhals der Unterlage ein T-förmiger Schnitt angebracht, die Rinde gelöst, ein Auge (Knospe) der Edelsorte eingesetzt und alles verbunden. Im März des nächsten Jahres wird die Unterlage unmittelbar über der Veredlung abgeschnitten. Dieser Schnitt bleibt sichtbar und markiert die für die Pflanzhöhe wichtige Veredlungsstelle. Den Sommer durch wird pinziert, das heisst, die Triebspitzen werden ausgebrochen, um eine vorzeitige Blüte zu vermeiden und eine reiche Verzweigung anzuregen. Im Herbst werden kleine Rosenbüsche gerodet, oben und unten auf ca. 30 cm eingekürzt und bis zum Verkauf im Kühlhaus gelagert. Eine kräftige wurzelnackte Rose hat drei bis fünf kleinfingerstarke Triebe mit glatter, unverletzter Rinde, ein gut entwickeltes, ungeknicktes Wurzelwerk und sieht in keiner Weise vertrocknet oder gequetscht aus.

Sortenwahl

Wurzelnackte Rosen helfen Spontankäufe und deren oft lange nachwirkende Folgen zu vermeiden. Eine Containerrose ist schnell gekauft, weil vielleicht eine einzelne Blüte gefallen hat. Sie verblüht, der Stock bleibt, ohne dass man im Garten Platz für eine Rose hätte, von der man weder  Standortansprüche noch Namen kennt. Wurzelnackte sind zu unattraktiv für Spontankäufe, es sei denn, man fällt auf die sehr bunten Bilder herein, die Billiganbieter zu ihren wachsumhüllten Mumien ins Plastiksäckchen stecken. Weil Wurzelnackte sich erst entwickeln müssen, erfordern sie eine Auseinandersetzung mit Literatur, Sortimenten und Anbietern und führen so zu durchdachten, langlebigen Pflanzungen.

Pflanzzeit

Rosen werden idealerweise im Herbst gepflanzt, damit sie schon Wurzeln bilden können, wenn oberirdisch noch lange nichts austreibt. Das gilt für Wurzelnackte wie für Containerrosen. Christian Schultheis, Rosenzüchter, empfiehlt, im Frühling und Sommer gekaufte Containerrosen bis in den Herbst als Kübelpflanzen zu behandeln, sie dann auszuschütteln und wie wurzelnackte Rosen zu pflanzen. Das zeitige Frühjahr ist ebenfalls ein guter Pflanztermin, vor allem wenn man von Wühlmäusen geplagt ist. Sie haben dann weniger Zeit zur Verwüstung. Wichtig ist, in abgetrockneten Boden zu pflanzen. Im Matsch einbetonierten Rosen geht es nicht besser als dem Mafioso im Brückenfundament. Die Pflanzzeit ist überschritten, wenn die Rosen anfangen auszutreiben. Dann müssen sie gleichzeitig Wurzeln und Blätter bilden. Ein Stress, dem man seine Setzlinge möglichst nicht aussetzen sollte.

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Wurzelnackte Rosen wässern

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Baden vor der Pflanzung

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Von Lagerung und Transport sind wurzelnackte Rosen, auch des seriösesten Lieferanten, oft ein wenig mitgenommen. Vor der Pflanzung sollten sie deshalb zwei bis drei Stunden ins Wasser getaucht werden, damit sich das Gewebe vollsaugen und Wasservorräte fürs Anwachsen bilden kann. Diese Vorbereitung kann durch späteres Giessen nicht leicht wieder aufgeholt werden, auch wenn das schnelle Gärtner stets behaupten. Länger, über Nacht oder gar über mehrere Tage, darf keinesfalls gebadet werden, da angejauchte Rosen nicht mehr wachsen.

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Wurzelnackte Rosen – Triebe und Wurzeln schneiden

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Schnitt und Kallus

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Beim Pflanzschnitt entfernt man zuerst alles Geknickte, Gebrochene, Eingetrocknete und Schwächliche an Trieben und Wurzeln. Dann schneidet man die Triebe auf zirka 20 cm zurück, möglichst auf ein nach aussen stehendes, unbeschädigtes Auge. Um das Gleichgewicht zwischen Wurzeln und Trieben zu wahren, werden die Wurzeln etwa auf die Länge der Triebe eingekürzt. Die Schnitte führt man exakt waagerecht aus, weil sich so am meisten Kallus bildet. Kallus ist das meristematische Wundverschlussgewebe, aus dem sich neue Wurzeln bilden.

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Grube und Drainage

Die Pflanzgrube muss so gross und tief ausgehoben werden, dass keine Wurzeln umgebogen werden. Wenn es gar nicht grösser geht: lieber abschneiden als abbiegen! Ein schmaler Pflanzspaten tut gute Dienste, da man mit ihm leichter Löcher gräbt, die tiefer sind als weit. Bei schweren Böden mit schlechter Drainage hat es sich bewährt, im Pflanzloch mit dem Locheisen zwei oder drei tiefe Löcher nach unten zu bohren und mit Splitt oder Kies aufzufüllen. Dies verbessert Wasserabzug und Luftzufuhr im Wurzelraum. 

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Wurzelnackte Rosen anhäufeln

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Tiefe und Verjüngung

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Die Pflanztiefe ist bei Rosen sehr wichtig. Stehen sie zu hoch, liegt die Veredlungsstelle gar oberhalb der Erdoberfläche, bilden sie keine neuen Triebe mehr aus der Veredlungsstelle und vergreisen. Bei alten Stöcken, die nicht wieder neu gepflanzt werden können, hilft es, die Verjüngung wieder anzuregen, indem über die Veredlungsstelle 10 cm hoch Erde aufgeschüttet wird, aber weder Torf noch Blumen- oder Rosenerde. Werden Rosen zu tief vergraben, leiden sie wie alle zu tief gesetzten Gehölze und haben Mühe, sich zu entwickeln. Idealerweise kommt die Veredlungsstelle eine Handbreit unter die Beetoberfläche zu stehen. Bei leichten Böden kann es etwas tiefer sein, bei schweren etwas höher, wenn man stets so weit aufhäufelt, dass die Veredlungsstelle bedeckt ist.

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Vorhandenes und Gerstenkörner

Zum Auffüllen der Pflanzgrube wird allein der Aushub verwendet. In den unmittelbaren Wurzelbereich kommt kein Dünger, kein Kompost, kein Torf und auch weder Blumen- noch Rosenerde. Die Pflanzgrube ist Teil des ganzen Rosenbeetes oder des ganzen Gartens, wenn Rosen solitär gepflanzt werden. Sie ist kein Blumentopf, der besonders privilegierte Lebensbedingungen bieten soll. Die Rosen müssen mit dem zurechtkommen, was sie vorfinden, und tun das willig. Düngen kann man noch lange über Bodenoberfläche und Blatt. Wer aber doch noch Gutes in die Grube werfen will, gibt jedem Rosenstock eine Handvoll Gerstenkörner unten in die Pflanzgrube. Die Gerste keimt, fördert das Wurzelwachstum der Rosen durch Phytohormone, stirbt in der Tiefe ab und düngt im Vergehen.

Lockerheit und Bodenschluss

Beim Einpflanzen schüttelt man den Rosenstock öfter, damit keine Hohlräume im Wurzelwerk zurückbleiben. Angedrückt wird von zwei Seiten, mit der Ferse oder Faust, ohne dass dabei die Rose in die Pflanzgrube gedrückt wird. Das oft beobachtete Einstampfen von allen Seiten zerstört die vorausgehende Bodenlockerung.

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Wurzelnackte Rosen einschlämmen

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Einschlämmen

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Beim Einschlämmen darf für einmal ohne Rücksicht auf die Bodenstruktur mit vollem Strahl aus Kanne oder Schlauch gepflatscht werden. Alle Hohlräume müssen sich füllen, der Schlamm muss sich den Wurzeln anschmiegen.

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Wurzelnackte Rosen anhäufeln

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Anhäufeln und Abhäufeln

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Nach dem Einschlämmen wollen wurzelnackte Rosen angehäufelt werden, bis fast nichts mehr von ihnen zu sehen ist. Das dient dem Frostschutz im Winter und verhindert das Austrocknen der Triebe im Frühling. Sobald die Rosen auszutreiben beginnen, wird abgehäufelt, damit auch die unteren Knospen Licht und Luft zum Wachsen bekommen. Hier beginnt nun das Leben der gut gepflanzten Rosen draussen im Garten, mit Bodenpflege, Düngen, Wässern, Schneiden, Nützlingen und Schädlingen, blütenreichen und verregneten Sommern, Kahlfrösten und Schneedruck und hoffentlich viel mehr Freude als Verdruss.

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Weitere Praxistipps erwarten Sie im neu überarbeiteten Bioterra-Merkblatt «Rosen – Pflanzen, Pflege, Schnitt».

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