Hornisse Vespa crabro, Bild von Nature-Pix auf Pixabay

Friedliche Brummer

Sie haben einen schlechten Ruf. Drei Stiche sollen einen Menschen töten; sieben ein Pferd. Alles Quatsch. Nachfolgend zehn faszinierende Fakten über Hornissen. Ein Artikel aus der April-Ausgabe 2024 der Zeitschrift «Bioterra» mit Möglichkeit zum Bestellen eines Hornissen-Nistkastens.

Von Atlant Bieri

Aus dem «Essverhalten» der Hornisse Vespa crabro leitet sich der unmittelbare Nutzen für uns Menschen und das Ökosystems des Gartens ab:

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1. Heisshunger auf Fliegen und Wespen

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Mit Hornissen im Garten reduziert sich die Zahl der Fliegen und Wespen – denn beides haben sie zum Fressen gern. Zudem sind Hornissen wertvolle Bestäuberinnen. Wenn sich die Arbeiterinnen – sie sind zwischen 18 und 23 mm gross – am Nektar in den Blüten laben, verbreiten sie auch den Pollen der Gartenpflanzen. Denn genau wie bei Honig- und Wildbienen bleibt dieser an ihrem Körper kleben. Davon profitieren vor allem Korb- und Doldenblütler, da die Hornissen bei ihnen bevorzugt «auftanken».

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2. Harmlose Höhlenbrüter

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Die Hornisse ist die grösste einheimische Wespenart. Ein Volk kann zwischen 400 und 700 Tiere umfassen. Diese Insektenart baut ihre Nester bevorzugt in Höhlen. Waren das früher Baumhöhlen, nimmt sie als Ersatz auch mit Vogelnist- und Storenkästen oder Schornsteinen vorlieb. Darum ist sie oft in Siedlungsnähe anzutreffen. Aber im Grunde interessiert sie sich weit weniger für uns Menschen als die Deutsche Wespe Vespula germanica oder die Gemeine Wespe Vespula vulgaris. Mit anderen Worten: Bier, Apfelsaft und Grillfleisch lassen sie kalt. Darum wird man nie eine Hornisse beobachten, die einem beim Mittagessen auf dem Sitzplatz lästig um den Kopf surrt. Überhaupt ist sie nicht aggressiv oder angriffslustig. Man kann sich sogar ihrem Nest nähern, um diese faszinierenden Tiere zu beobachten. «Man sollte sich jedoch ruhig verhalten und keine Erschütterungen oder Ähnliches auslösen», so der Hornissenexperte Andi Roost von hornissenschutz.ch. Wer sich allerdings nicht an diese Regeln hält und sich gar an ihrem Nest zu schaffen macht, zieht den Zorn der Grosswespen auf sich. Dann machen sie auch von ihrem Stachel Gebrauch.

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Hornissen-Nistkasten

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Bestellen Sie unseren Hornissen-Nistkasten bequem online. Der Nistkasten kann in Bodennähe oder bis zu 10 Meter hoch aufgehängt werden. Dazu wird der Aufhängerahmen an einer Fassade, einem Baum oder Pfahl befestigt und die Nisthilfe anschliessend daran montiert. Die Bauvorlage für das abgewandelte Mündener Modell stammt von Andi Roost, der sich seit Jahren mit der Entwicklung von Hornissen-Nistkästen befasst.

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3. Der Mythos um ihr Gift

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Eine der weitverbreitetsten Legenden über die Hornisse betrifft ihr Gift. Demnach sollen drei Stiche einen Menschen töten und sieben ein Pferd. Das ist Unsinn. Tatsächlich unterscheidet sich ihr Stich nicht von dem einer Gemeinen Wespe. Die Stadt Zürich schreibt in einem Merkblatt: «Pro Stich werden bei Hornissen und Wespen ca. 0,01 Milligramm injiziert. Bei Bienen entleert sich die ganze Giftblase, womit etwa zehnmal mehr Gift unter die Haut gelangen kann.»

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4. Aktive Nachtschwärmer

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Anders als die kleineren Wespenarten sind Hornissen auch nachtaktiv. Diese Verhaltensweise kann zu Konflikten mit dem Menschen führen. Vor allem, wenn der Garten mit allerlei Leuchtmitteln ausgestattet ist. «Sie fühlen sich von Lampen oder hellen Fenstern gestört und fliegen darauf zu», weiss Andi Roost. Das kann zu Massenansammlungen führen. Ebenso hängen sie an Küchen- oder Wohnzimmerfenstern, wenn von drinnen Licht nach draussen dringt. Ist das Fenster einen Spalt offen, kommen sie in die Wohnung. Doch das ist kein Grund zur Panik. «Einfach das Licht löschen, dann fliegen die Tiere wieder raus.»

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Hornisse Vespa crabro, Bild von 23001799 auf Pixabay
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Die bei uns heimische Hornisse Vespa crabro auf einer Efeublüte.

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5. Saisonale Spätzünder

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Hornissen lieben die Wärme. Darum kommen die Jungköniginnen auch erst Anfang Mai aus der Winterruhe und beginnen dann mit dem Nestbau. Den Anfang für ihren Hofstaat legt die Königin noch alleine. Sie sammelt verrottetes Holz als Rohstoff für das Papier, aus dem ihr Nest besteht. Und versorgt sich selbst mit Nektar sowie Pflanzensäften. Zudem bringt sie Insekten als Kraftnahrung für ihre Larven ins Nest zurück. Pro Tag fliegt die Hornissenregentin bis zu hundertmal aus und gönnt sich dabei nur vier Stunden Nachtruhe. Dieses Stadium dauert etwa einen Monat. Danach sind die ersten Arbeiterinnen erwachsen und helfen ihr mit der Versorgung des jungen Staates. Sobald die Königin acht bis zehn Arbeiterinnen herangezogen hat, bleibt sie im Nest und konzentriert sich nur noch auf die Produktion von Eiern. Die Anfangsphase ist allerdings so anstrengend, dass es die meisten Königinnen nicht schaffen. Die Ausfallrate liegt bei 90 Prozent.

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6. Eigenheimbauer und Nestbesetzer

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Die ersten beiden Monate der Nestbauzeit sind die gefährlichsten. Es gibt Königinnen, die sich vor der schweren Aufbauarbeit scheuen und lieber einer anderen Regentin deren Nest abjagen. Dabei findet ein Kampf um Leben und Tod statt. Der Siegerin gehört das Nest. Bis zu einem Dutzend Mal kann es zu solchen Kämpfen kommen. Dabei kann das Nest mehrmals unter die Herrschaft einer neuen Königin fallen. Später im Jahr hat der Staat ein ganz anderes Problem: Platzmangel. «Für die Nestgründung sucht sich die Königin meist einen Ort aus, der etwas kleiner ist und sich gut verteidigen lässt. Der Nachteil: Die Ausbaumöglichkeiten sind beschränkt», erklärt der Fachmann Andi Roost. Wenn das Nest aus allen Nähten zu platzen beginnt, gehen die Arbeiterinnen auf die Suche nach einem Zweitstandort, einer sogenannten Filiale.

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Tipps im Umgang mit Hornissen

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Ungestörter Nistplatz
Den Anflug zum Nest nicht verstellen. Das kann die Tiere irritieren und unruhig werden lassen.

Nächtliche Sperre
Hornissen sind 24 Stunden pro Tag aktiv. In der Nacht fliegen sie Lampen oder Zimmerfenster an. Am besten Rollläden zu, Licht löschen oder abdunkeln.

Sauberer Estrich
Bauen die Hornissen im Estrich ihr Nest, sollte man ein Becken mit etwas Katzenstreu darunterstellen, um die herunterfallenden Ausscheidungen aufzufangen.

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7. Paarungsverhalten und Überleben

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Ab August bauen die Arbeiterinnen dann etwas grössere Brutzellen. In diese legt die Königin abwechselnd befruchtete und unbefruchtete Eier. Aus letzteren schlüpfen männliche Tiere, die Drohnen. Aus ersteren die neuen Jungköniginnen. Im Oktober findet der Hochzeitsflug statt. Jungköniginnen und Drohnen aus unterschiedlichen Nestern paaren sich. Das passiert meist am Boden. In der Regel paaren sich die Jungköniginnen mit einer oder zwei Drohnen. Die Spermien von beiden behält sie ein Leben lang in einem Reservoir, der sogenannten Spermathek. Wann immer nötig, greift sie auf diese zu, um ihre Eier zu befruchten. Der Staat stirbt spätestens während des ersten Frosts Ende Herbst. Nur die neuen Königinnen überleben. Sie überwintern häufig im Boden unter altem Holz.

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8. Babynahrung und Kraftstoff

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Zur Hauptnahrung eines Hornissenvolks zählen andere Insekten. Dabei haben sie es vor allem auf Fliegen und Wespen abgesehen. Weiter auf dem Speiseplan stehen Heuschrecken,  Käfer, Raupen, Spinnen, Libellen und auch Bienen. Doch dass Hornissen ganze Bienenstöcke leerräumen, gehört ins Reich der Fantasie. «Ich hatte schon mal einen Hornissenkasten mitten unter Bienenstöcke gestellt, und es gab keine Probleme», so Andi Roost. Die Mengen sind eindrücklich. Beim Höhepunkt der Volksentwicklung Mitte September vertilgt ein Volk bis zu ein halbes Kilo Insekten pro Tag. Diese proteinreiche Nahrung wandert vor allem in die Mägen der Larven. Die Arbeiterinnen zerkauen das Muskelfleisch der Insekten und stellen daraus eine Art Babynahrung her. Ein kleinerer Teil davon wird an die Königin verfüttert, da sie aufgrund der Eierproduktion ebenfalls auf eine gute Proteinzufuhr angewiesen ist. Die Arbeiterinnen selbst benötigen ein energiereiches «Flugbenzin», auch bekannt als Zucker. Diesen beziehen sie in Form von Blütennektar, Honigtau von Blattläusen, reifen Früchten, oder sie nagen dünne Zweige auf und trinken den aus der Wunde austretenden Pflanzensaft.

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9. Nestbau und Umsiedlung

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Manchmal bauen Hornissen ihr Nest an einem ungünstigen Bereich des Hauses, wie etwa im Storenkasten oder im Kamin. Wenn man es früh genug merkt, lässt sich das gesamte Nest am Stück entfernen und an einen anderen Ort verpflanzen. «Das Zeitfenster für eine Umsiedlung erstreckt sich von Mitte Juni bis Mitte August», weiss Andi Roost. «Dann sind bereits Arbeiterinnen vorhanden und das Nest ist noch klein genug, dass es sich ohne grössere Schäden entfernen lässt.» Andi Roost macht das wie folgt: «Ich halte einen Spezialstaubsauger an die Anflugöffnung und sauge erst die Arbeiterinnen ein, die das Nest verteidigen. Sie landen unversehrt in einer Art Käfig. Danach schneide ich das Nest möglichst am Stück heraus. Dazu fahre ich mit einem dünnen Eisensägeblatt am Rand des Nests entlang und löse es von seiner Unterlage.» Anschliessend kommt das Nest in einem Nistkasten an einen neuen Ort. «Ich habe einige Umsiedlungsplätze, die ich seit Jahren nutze, wie etwa einen Waldrand oder eine Waldlichtung oder bei meinen Eltern zu Hause im Garten.» Laien sollten dieses Vorgehen unter keinen Umständen kopieren, sondern Fachleute zu Hilfe holen!

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10. Blinde Passagiere aus Asien

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So weit, so gut. Allerdings gibt es bezüglich Hornissen einen Wermutstropfen: Seit 2004 macht sich ihre asiatische Verwandte Vespa velutina nigrithorax in Europa breit. Sie kam als blinder Passagier in einem Container nach Frankreich. 2017 hat sie die Schweizer Grenze überquert. Vor allem Imker sind besorgt, weil die Asiatische Hornisse einen grossen Appetit auf Honigbienen hat. In manchen Regionen Frankreichs soll ihr die Hälfte der Bienenvölker zum Opfer gefallen sein. «In der Schweiz ist das noch nicht passiert. Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt», sagt Andi Roost.

Fremde Hornissen
Die Asiatische Hornisse ist an ihrem schwarzen Brustpanzer zu erkennen. Ihr ebenfalls schwarzer Hinterleib mit gelben Streifen unterscheidet sich auch aus der Ferne deutlich vom wesentlich gelberen,  mit schwarzen Punkten und Streifen geschmückten Hinterteil der heimischen Hornisse. Sichtungen von Asiatischen Hornissen bitte hier melden: asiatischehornisse.ch

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