Tomaten mit Braunfäule

Was tun bei faulenden Tomaten oder Kartoffeln?

Bioterra-Gartenberater Urs Streuli weiss, was gegen Krankheiten wie Braunfäule bei Tomaten oder Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln hilft und was man vorsorglich unternehmen kann, um sie zu verhindern.

Erst mal, wie erkennt man überhaupt, dass es sich um die genannten Krankheiten handelt?

«Die Symptome von Phytophthora infestans, dem die Krankheiten verursachenden Pilz, sind grundsätzlich bräunliche, an den Rändern verschwommene Flecken, ohne gelben Hof. Der Pilz wird jedes Jahr neu auf dem Luftweg als kurzlebige Sporen ins Land geblasen, meist aus dem Rhonetal von befallenen Frühkartoffelfeldern. Liegen diese Sporen über mehr als circa acht Stunden auf feuchten Blättern oder Stängeln bei mind. 15 °C können sie auskeimen und in die Pflanze eindringen. Ein Kupferbelag soll dies verhindern. Ihn aufrecht zu erhalten, braucht aber immer neue Behandlung und schadet dem Bodenleben enorm.

Bei braunen, scharf abgegrenzten Flecken mit gelbem Hof ist es bloss Graufäule Botrytis, ein Schwächeparasit, der nicht in die ganze Pflanze eindringt. Wenn scharf abgegrenzt ohne gelben Hof ist es die Blattfleckenkrankheit Alternaria – ebenfalls relativ harmlos, da sie lokal bleibt.­ 

Auf den Kartoffelknollen entstehen leicht eingesunkene, silbrig graue Stellen. Dort überdauert der Pilz, bis die Knolle austreibt. Dann wächst er im Kraut mit und bildet in der Folge Sporen. Werden so infizierte Knollen im Boden gelassen, entsteht im nächsten Frühjahr sogenannter Durchwuchs, das ist von uns nicht geplantes Wachstum. Dieser Durchwuchs – sofern infiziert – kann dann in einigem Umkreis neue Infektionen auslösen.»

Kann man betroffene Pflanzen überhaupt noch retten?

«Ehrlich gesagt gibt es nicht sehr viel, was bei starkem Befall getan werden kann. Bei sichtbarem Befall die Stellen sofort mit mindestens 20 cm gesundem Gewebe wegschneiden und gut zugedeckt kompostieren. Danach die Schere und Hände/Handschuhe waschen, da die Sporen nicht sofort absterben. Bei Kartoffeln gleich das ganze Kraut bodeneben wegschneiden. Dadurch wird verhindert, dass Sporen in die Erde gespült werden und dort die Kartoffeln infizieren. Auch können die Kartoffeln so nicht als 'Superspreader' auf noch gesunde Tomaten in der Nähe wirken.

Hingegen stimmt es nicht, dass von Phytophthora infestans befallene Pflanzenteile der Tomaten, Kartoffeln und Auberginen entsorgt werden müssten. Das ist zum Glück eine der am weitesten verbreiteten Irrtümer in der Gartenwelt. Der Pilz kann bei uns – bislang noch – keine Dauersporen ausbilden, bleibt also auch in der Erde nicht zurück. Im Gegensatz zu anderen Tomatenkrankheiten braucht es nach Befall mit dem Pilz also auch keinen Ortswechsel das folgende Jahr.

Allerdings gilt es, keine davon befallenen, lebenden Kartoffeln im Boden zu lassen oder im Frühjahr wieder zu verwenden oder irgendwo hinzukippen. Darauf überlebt der Pilz nämlich. Aktuell werden im Boden befallene Kartoffeln gefunden, die stinkend nass zusammenfaulen. Dies ist die Folge einer sekundären Infektion durch Bakterien.

Gibt es Massnahmen, die vorsorglich getroffen werden können, um die Krankheiten zu verhindern?

«Angepriesene Wundermittelchen wirken leider wenig. Die beste Vorbeugung gegen Braunfäule bei Tomaten ist ein auf drei Seiten offenes Haus mit breitem Dach. Dazu lockere Pflanzung, wenig Düngung und Wasser. Ausserdem empfiehlt es sich, die untersten Blätter der Pflanze möglichst früh wegzuschneiden. Ein weiterer Tipp: frühreifende Sorten wählen und auf Fleischtomaten verzichten. Generell sind bei den Tomaten nur gewisse, nicht sehr aromatische und sehr kleinfrüchtige Wildtomaten deutlich widerstandsfähiger. Als 'resistent' angepriesene Zuchtsorten halten dieses Versprechen indes nicht. Bei Kartoffeln spielt vor allem die Sorte eine grosse Rolle. Sehr widerstandsfähig sind zum Beispiel die schmackhaften Speisekartoffeln wie Charlotte, Desirée und Agria – alle drei wurden aber dieses Jahr trotzdem befallen.»


 

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Krautfäule am Tomatenblatt
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Krautfäule am Tomatenblatt, Bild: Urs Streuli

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Knollenfäule
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Knollenfäule, Bild: Urs Streuli

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